KLAN

Klandestin - Lyresörkel

Wer wir sind, und warum wir so bleiben wollen.

Unsere Gruppierung besteht seit Mitte der 1990er-Jahre und kann als ein halbwegs beabsichtigter Zusammenschluss unterschiedlicher Freundeskreise betrachtet werden.


Hervorgegangen aus der Punk- und Autonomenszene, betrachten wir unser Fortbestehen als einen konsequenten, notwendigen und adäquaten Gegenpol zum gesamtgesellschaftlichen Gefüge und den zunehmend toxischen Lebensbedingungen, denen wir uns als Vieldenker ausgesetzt fühlen.
Wir sehen uns im Wesentlichen als fortschrittsfreundliche Anarchisten, die sich mit einem nüchternen und positivistisch geprägten Verständnis für ihre Umwelt den kapitalistischen und normativen Auswüchsen der Gesellschaft entgegenstellen. Dabei geht es weder um eine spätpubertäre Trotz- oder Protesthaltung, noch um einen „Kampf“, den es nach allen Regeln der Kunst auszufechten gilt. Unsere Absichten sind eher unterschwellig und multifaktoriell konzeptualisiert und lassen sich nicht mit bloßen Kampfbegriffen dingfest machen (vgl. „Klima“, „Feminismus“, „Rassismus“ etc.). Die schier unendliche Anzahl an sozialen Ausgrenzungsmechanismen verbietet uns eine Anbiederung an solch plumpen Aufhängern. Es käme einem heuchlerischen Arrangement mit der Gesamtscheiße gleich, würde man einer bestimmten politischen Tätigkeit verfallen, um anderen wichtigen Themen dadurch entgehen zu können. Aus diesem Grund treten wir im Vergleich zu anderen Organisationen nicht als Moralapostel in Erscheinung.


Entgegen anderslautender Vermutungen ist es auch nicht unsere Absicht, irgendwie zwanghaft am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen zu wollen. Denn gerade die Verweigerung der Teilnahme ist unser Vergnügen!


Wir betrachten Anarchismus als ein ganzheitliches Weltbild, das sich nicht auf politische Botschaften reduzieren lässt und im Zweifel sogar Abseits jeglicher Politik ausreichend zufriedenstellende Erkenntnisse über das genussvolle Leben liefern kann.


Wir sind Schöpfer und Erschöpfte.
Seit unserem Bestehen arbeiten wir an einer zeitgemäßen Neuauslegung von Anarchismus, die wir als längst überfällig betrachten – sie inkludiert das Bekenntnis zur Wissenschaft und die Ablehnung von Esoterik, sie fordert Loyalität gegenüber Hedonismus und die Distanz zur Reglementierung, sie unterstreicht die Lust an der Individualität und die Verweigerung der Selbstverzwergung!


Lyrezirkel bedeutet Heilung für Geist und Körper. 
Zugegeben, nach 25 Jahren vielversprechendem Drogenhimmel müssen auch wir uns den einen oder anderen Werdegang vom Punk zum Sozialpädagogen, vom Schnorrer zum Firmengründer, vom Wechselbalg zur Vierfachmutter und vom Säufer zum Therapeuten eingestehen. Vielen von uns drohte bis vor kurzem das Schicksal, vollumfänglich in den Ereignishorizont der ewigen Erwerbstätigkeit gesaugt zu werden. Aus diesem Grund entschlossen wir uns kürzlich für ein Revival juveniler Ideen, für die Rückkehr in die Besinnungslosigkeit und zur Bestandsaufnahme alter Überzeugungen. Nach etwas ruhigeren Jahren nehmen wir hiermit unsere Arbeit als Feinde für Alles wieder auf. In diesem Sinne finden die ausgesetzten Rekrutierungen und Schulungen wieder statt und alte Ordensbezeichnungen erhalten ihre ursprüngliche Gültigkeit zurück.


Zwischenruf
Natürlich wirft unser Entschluss einerseits die Frage auf, ob Überlegungen und Überzeugungen aus der eigenen Jugend durch das Erwachsenwerden, durch die berufliche Orientierung oder durch Reife-, Gärungs-, Entwicklungs- oder Fäulnisprozesse irgendwie optimiert, verraten, infantilisiert, „besser gelebt“, adjustiert oder abgelehnt werden müssten, um als gestandene Persönlichkeit im Diesseits des Kapitalismus bestehen zu können. Und ist das überhaupt ekelhaft? Sind maligne Gärungsprozesse nicht einfach notwendig, um sich einen schönen Webergrill leisten zu können? Ist Vergangenes nicht einfach vorbei?


Ausgehend auf Basis dieser Fragestellungen haben wir ein Schema* entworfen, das eine Aussöhnung mit vermeintlichen Widersprüchlichkeiten ermöglicht und Spielraum bietet, sich als Anarchist zu bezeichnen, selbst wenn man nicht im Wald lebt und heimlich einen Thermomix nutzt.


Deshalb sei an dieser Stelle betont, dass wir vermutlich nur die allerwenigsten Klischees erfüllen (möchten), die für gewöhnlich mit einer Assoziation des Begriffs „Anarchismus“ einhergehen. Bei uns werdet Ihr Dreadlocks, vegane Zeltlagerromantik, schwammige Esoterik und ständiges Schwadronieren über internationale Befreiungskämpfe genauso vergeblich suchen, wie grenzenloser Eifer beim Versuch, Instagram mit woken Predigten zu garnieren. Uns geht es ja Vordergründig um gute Gefühle, nicht um Arbeit, Aktivismus, Wagenknecht oder „Antifa-Burnout“ (ha ha ha, kleiner Insider).


* Die Inhalte des Schemas bleiben den Ordensmitgliedern vorbehalten und können in ihrem Detailreichtum nicht in Kürze zusammengefasst werden. Werde Teil von uns!


Klan? Lyrezirkel? BBT?*
Für einzelne Teilströmungen innerhalb unserer Gruppe nutzen wir bewusst verschiedene Bezeichnungen, um die Tatsache zu unterstreichen, dass es sich hierbei um eine breitgefächerte Szene an links-alternativen Personen handelt. Gleichwohl eignen sich die Begriffe „links“ und „alternativ“ kaum noch als stimmige oder besonders zeitgemäße Zuweisungen für Personengruppen. Insbesondere innerhalb unseres Zirkels können diese Wörter nur bedingt als die Überbegriffe betrachtet werden, unter denen sich unsere Mitglieder bedingungslos heimisch fühlen. Unsere hermeneutische Herangehensweise an politische, historische und / oder tagesaktuelle Themen lässt sich per se nicht in veraltete Konzepte oder Kategorien subsumieren. Und wie bereits erwähnt wird die bloße Fokussierung auf politische Identität unseren überlegenen Denkansprüchen ohnehin nicht gerecht.


*Aus Gründen der Geheimhaltung können wir die genaue Untergliederung, Einteilung und Definition der in der Überschrift genannten Bezeichnungen hier nicht weiter erläutern.


Das Hervorheben der ablehnenden Haltung bezüglich klischeegebundenen Szenekennzeichnen geht wiederum auf die Erkenntnis zurück, dass biopsychosoziale und phänotypische Variationen sowie unterschiedliche Interessen und Persönlichkeitsmerkmale nicht in eine einheitliche „anarchistische“ Lebensweise, geschweige denn in bestimmte Erkennungsmerkmale (oder gar Outfits) münden können, innerhalb derer sich alle Mitglieder einer ideologischen Gruppe grundsätzlich wohlfühlen können (selbst wenn gruppendynamische Prozesse mitunter gegenteiliges zeigen). Alleine die unterschiedliche Ausprägung extrovertierter oder introvertierter Persönlichkeitsanteile steht einem bedingungslosen Zugehörigkeitsgefühl entgegen, wenn dieses in einer zu engen Struktur gefasst ist – (Kollektiver Anarchismus vs. Individueller Anarchismus). Seit einigen Jahren verzichten wir also auf eine besondere Anbindung an Begrifflichkeiten, politische Parteien oder Organisationen.
Für uns gilt in erster Linie das Selbstverständnis, dass eine Förderung des friedlichen und harmonischen Zusammenlebens aller Menschen nur durch die Abschaffung des Kapitalismus, durch die Abschaffung asymmetrischer Machtverhältnisse, sowie die Abschaffung von Religionen und Esoterik erfolgen kann.